🌟 #NOKUErfahrungen – Ein Sommer, eine Geschichte über Sucht und ihre Folgen🌟

Über den Sommer hatte wir in der NOKU* einen jungen Mann von gerade mal 18 Jahren wohnen. Er wurde zusätzlich zu unserer Betreuung noch von der Jugendgerichtshilfe begleitet.

Der junge Mann ist in einer gut situierten Familie aufgewachsen und kam zu uns, weil die Eltern ihn vor die Tür gesetzt hatten. Sie wussten sich nicht mehr zu helfen.

Der junge Mann konnte sehr nett und charmant sein und schien hoch motiviert, seine Chance durch NOKU zu ergreifen. Zuerst lief alles sehr gut.

Im Verlauf der Zeit hat sich dies jedoch gewandelt. Und zwar zu dem Zeitpunkt, als er seinen Computer in die NOKU mitbrachte. Sein Tagesablauf hat sich von da an nach und nach verändert.

Die Regeln in der NOKU konnte er immer weniger einhalten. Er erschien morgens nicht mehr regelmäßig zu unseren Gruppentreffen und ist irgendwann trotz meiner beharrlichen morgendlichen Weckversuche nicht mehr aus dem Zimmer gekommen. Seine Zimmernachbarn berichteten mit, dass er bis spät in die Nacht am Computer saß und zockte.

Auch in den wenigen Gesprächen, die hin und wieder zustande kamen, zeigte er keine Einsicht, sein Verhalten entsprechend unserer Regeln anzupassen. Eine dieser Regeln ist, jeden Morgen für die Besprechung der persönlichen Anliegen zu mir zu kommen. Auch die Putzdienste machte er nicht mehr. Überall in der NOKU hinterließ er seinen Müll. Die anderen Bewohner beschwerten sich irgendwann, dass sie ihm nicht mehr hinterherräumen wollten.

Dann mussten wir uns dazu entscheiden, dass der junge Mann ausziehen muss. Zum einen weil die 8-wöchige Aufenthaltsfrist schon überschritten war, aber vor allem, weil er nicht mehr mitarbeitete. Im Gegenteil, er flüchtete teilweise regelrecht vor mir und schloss sich in sein Zimmer ein.

Meine vielen Kontaktversuche auf unterschiedlichsten Kanälen blieben erfolglos. Er verbarrikadierte sich tagelang und weigerte sich aus seinem Zimmer zu kommen. Auf meine Ankündigung, das Zimmer zu öffnen drohte er mir mit der Polizei.

Diese Drohung nahm ich zum Anlass, um ihm zu verdeutlichen, dass dies Konsequenzen für ihn haben würde. Daraufhin hat er sich eines Besseren besonnen und die Tür geöffnet. Zum ersten Mal seit einer Weile konnte ich sehen, in welchem Zustand sein Zimmer war. Aufgrund seiner Spielsucht hat er das Zimmer verwahrlosen lassen.

Einen Tag später war er ohne sein Zimmer zu reinigen einfach abgehauen. Er packte seine persönlichen Dinge ein und überlies den Rest uns. Das Zimmer mussten wir anschließend erstmal richtig reinigen.

Auch sowas kommt vor. Zum Glück ist das definitiv nicht die Regel. Aber wir können nicht immer helfen. Wer nicht bereit ist, mit uns zusammen zu arbeiten, der muss gehen. Er darf aber wiederkommen, wenn er bereit ist, wirklich etwas ändern zu wollen.

*NOKU= Notunterkunft für junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren.