„Wie die Quarantäne uns traf“

Jugendwohngruppe: Quarantäne aus der Sicht eines betroffenen Bewohners

Es war ein ganz normaler Tag so wie jeder andere, doch dann kam plötzlich ein Anruf vom Gesundheitsamt. Uns wurde mitgeteilt, dass einer der Jungs positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Schlagartig änderte sich die allgemeine Situation, denn jeder wusste, was jetzt auf uns zukommen würde: Zwei Wochen Quarantäne!

Das hieß keine Schule, keine Arbeit, keine sozialen Kontakte. Manch einer freute sich anfangs noch über diese Situation, andere (hier zähle ich mich auch dazu) waren sehr verärgert darüber. Es ist nämlich ein Unterschied, wenn man „zuhause“ ist und jederzeit rausgehen kann und ob man „zuhause“ ist und nicht raus darf, egal wie sehr man es möchte. Außerdem hieß es auch, dass ab sofort eine Maskenpflicht im Haus gelten würde und man bitte auf den Abstand zu anderen Jugendlichen achten sollte.

Die erste Quarantänewoche ging noch recht schnell um, denn Brettspiele waren hier wieder heiß begehrt, so glühten die Würfel beispielsweise bei „Kniffel“, die Frustrationstoleranz wurde bei „Mensch ärgere dich nicht“ auf die Probe gestellt und Minikriege wurden bei „Risiko“ geschlagen. Zu unserem Glück gab es auch nette Mitarbeiter, die uns eine Playstation 4 zur Verfügung gestellt haben, sodass man noch gemeinsam „Fifa“ oder „NBA2K“ zocken konnte. (Besonderer Dank geht hier nochmal an die beiden anderen Wohngruppen!)

Die Jungs hielten sich tagsüber meist im Wohnzimmer auf, haben rumgealbert und Spiele gespielt, dies geschah natürlich alles im Rahmen der vorgeschriebenen Coronaregelungen. Die zweite Woche war schon wesentlich anstrengender als die vorangegangene Woche. Man kannte nun schon alle Spiele, das Verlangen nach „Freiheit“ wurde immer größer. Auch diejenigen, die anfangs noch gelacht haben, waren schließlich nur noch genervt wie alle anderen auch. Der Tag der „Freilassung“ kam immer näher, alle sehnten sich nach ihm.

Als es dann endlich so weit war, konnte man die Erleichterung bei jedem Jugendlichen und natürlich auch jedem Mitarbeiter (die auch neben der Arbeitsquarantäne nur zuhause sein durften) im Gesicht erkennen. Es betraf uns alle, aber endlich durfte man wieder zur Schule, Arbeit oder einen weiteren Haushalt treffen. Die Quarantäne war eine Situation, die nicht wiederholt werden möchte, daher denke ich, dass sich alle Beteiligten mittlerweile noch mehr an die vorgeschriebenen Regeln halten werden.