In der Kinder- und Jugendhilfe. Was einen berühren kann …
Ich arbeite schon seit 11 Jahren als Erzieherin auf einer Tagesgruppe(*)und im Laufe der Zeit hat man schon so einiges erlebt. Also glaubt man, dass einen so schnell nichts mehr überraschen kann. Doch man kann sich irren!
Wir suchten für unsere Gruppe einen neuen Kollegen*in. Unsere Kinder stellten uns viele Fragen, unter anderem wie wir diese neue Person aussuchen. Wir erklärten ihnen, wie ein Bewerbungsverfahren funktioniert und das die Menschen, welche sich für die Stelle interessieren, eine Bewerbung schreiben müssen. Natürlich mussten wir Ihnen dann auch sagen, was man in eine Bewerbung schreiben muss, damit man ausgesucht und zu einem Gespräch eingeladen wird. Damit ließen wir das Thema aber dann auf sich beruhen.
Um zu verstehen was im Folgenden passierte, wird hier an der Stelle kurz erklärt was mit „Bezugskind“ gemeint ist …
Bezugskind = Wir arbeiten auf der Tagesgruppe nach dem Bezugsbetreuersystem. Dies ist so zu verstehen, dass jedes Kind/ jede/r Jugendliche eine feste Erzieher*in = Bezugsperson hat, welche sie/ihn während der gesamten Zeit auf der Tagesgruppe in allem unterstützt und begleitet. Das schafft die Voraussetzung um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und gemeinsam individuelle Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
… und nun weiter, was passierte nun…?
Eines Mittags bei den Hausaufgaben, kam ein Junge während seiner Matheaufgaben auf mich zu und überreicht mir diesen Zettel …

Im ersten Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte, da ich über die Maßen gerührt und berührt war. Bisher hatte ich weder davon gehört oder gelesen, dass sich ein Kind/Jugendliche*r als Bezugskind beworben hat.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob die Bewerbung von Hussein Erfolg hatte. Darauf gibt es nur eine Antwort. JA, auf jeden Fall!
(*)unterstützen Familien mit Kindern zwischen 6 und 16 Jahren. Die Kinder suchen nach der Schule die Tagesgruppe auf und verbringen sozialpädagogisch unterstützt den Nachmittag.